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Samstag, 26. Februar 2011

Wunderschönes Chaos

"Even chaos can let you smile and enjoy"


Mit diesem Satz ist mein heutiger Arbeitstag zuende gegangen. Ein Tag wie kein anderer - eben ein Tag umgeben von 72 Autisten! Balagan (hebr. Chaos) vorprogrammiert.

Als wäre das jedoch noch nicht genug plagt das Kfar (hebr. Dorf) momentan eine ganz andere Sorge, der Mangel an verfügbaren Guides. Nach nunmehr ungefähr sechs Monaten sind wir - wir sind die Freiwilligen aus Deutschland - als Arbeitskräfte nicht mehr wegzudenken und man bekommt das Gefühl, das man von Tag zu Tag mehr gebraucht wird. Nunja, so viel zur momentanen Situation.

Ich möchte euch einmal mehr von meinem Tag berichten. Wie gewohnt mache ich mich morgens auf den Weg zur Arbeit, ich fühle mich wie immer, alles ist wie immer, alles ist Alltag. Um kurz vor sieben erreiche ich das große, stählerne Eingangstor. Ich öffne das Vorhängeschloss, mit klirrendem Geräusch entferne ich die Stahlkette die das Tor verschließt, gehe hinein und schließe das Tor hinter mir wieder.

Ab diesem Punkt rede ich ungern von Alltag, bis jetzt war wirklich jeder (!) Tag anders. Man kann sagen, dass man das Kfar mit einem Alltagsgefühl erreicht und dann immer wieder von neuem überrascht wird - und so heute. Daniel, einer der Manager dort, trägt mich in die Liste der anwesenden Guides und sagt mir das ich nicht wie gewohnt in "mein" Haus gehen soll, sondern erst in ein anderes Haus gehen soll, da Guides fehlen und ich dort für 10-15 Minuten aushelfen muss. Alles nichts ungewöhnliches und wie abgesprochen sehe ich mich nach 15 Minuten auf dem Weg zurück in das Haus in dem ich eigentlich arbeite (Chazav=Der Name des Hauses). Um 8:30 bringe ich die Friends von meinem Haus zu ihren Gruppen und gehe kurz darauf in meine Gruppe. Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich in der Genun (hebr. Garten) Gruppe arbeite.

Dort angekommen sehe ich, dass eine Frau mit einem der Manager bei meiner Gruppe steht und er ihr dies und das erklärt, ich komme also dazu und mir wird gesagt, dass die Person vor mir überlegt hier anzufangen zu arbeiten und ich ihr doch bitte die Gruppe zeigen solle. Zusätzlich dazu wird mir gesagt, das zu wenig Guides (Oh Wunder.) da wären und deshalb eine andere Gruppe mit meiner zusammengelegt wird. Da das Wetter nach israelischem Empfinden nicht sehr gut ist (Windig, 20Grad.), können wir nicht raus und ich muss spontan umdisponieren. Ich entscheide mich dann letztenendes dafür, das es doch keine schlechte Idee wäre ein wenig mit den Friends zu Töpfern, da ich dies noch nie gemacht hatte und die Friends vielleicht Spaß daran haben könnten. Es war wirklich schön zu sehen wie meine Gruppe sich daran versucht hat Töpfe und andere Kleinigkeiten zu Töpfern.

Zwei Stunden später versucht das ganze Kfar mit Kreativität den Mangel an Guides zu verstecken. Wir trommeln alle zusammen und veranstalten in der Lobby des Hauses eine Party, stellen Stühle und Sessel auf, Jan Steindl ein wirklich guter Pianospieler organisiert ein Klavier, Steven begleitet ihn mit der Gitarre und wir, der Rest, 'bespaßen' die Friends. Es wird getanzt und gelacht und versucht auch die letzten Friends animieren sich zu bewegen. Im Anschluss daran, gegen zwölf Uhr, kommt ein Projekt von Außerhalb ins Kfar und baut in der Sporthalle Stationen auf wo allemöglichen Tiere vorgestellt werden. Ich habe dort wirklich exotische Tiere gesehen: Papagaien, mir unbekannte Arten von Mäusen und Hamstern, farbenprächtige Wellensittiche und andere Tiere dessen Namen ich nicht rausfinden konnte. Die Leute die diese Tiere mitgebracht haben, haben ebenfalls Labyrinthe und andere Dinge mitgebracht. Ich war wirklich sehr überrascht und es hat ne Menge Spaß gemacht zu sehen wie die Friends bei den einzelnen Stationen teilweise aufgeblüht sind und mitgemacht haben. Leider ging die Zeit relativ schnell vorbei und wir mussten die Friends wieder zurück in ihre Häuser bringen.

Kurz zuvor saß ich noch mit Daniel zusammen in der Lobby auf zwei Stühlen um kurz etwas zu entspannen. Ein äußerst eindrucksvoller Tag, trotz all dem Chaos. Daniel sagte nachdem er auf den Stuhl gesackt ist nur: "Even chaos can let you smile, right?". Ich kann ihm nur zustimmen, ein Tag wie kein anderer, durcheinander, spontan, kreativ manche würden vielleicht eher sagen das die Not erfinderisch macht. Und Irgendwie stimmt es doch auch. Die Friends brauchen ihren Tag, ihre Arbeit. Diese brauchen sie immer und sie richten sich nicht nach einem Guidemangel oder ähnlichem. Als der Tag geschafft war, war ich zwar erschöpft jedoch auch glücklich weil ich bei vielen Friends die Freude spüren konnte über das eine oder andere.

Shabbat Shalom! ;)

Montag, 21. Februar 2011

Arm, Ärmer, Westbanks und doch so wunderschön!

Ein weiterers Wochenende stand vor der Tür und ich habe mir überlegt was ich mit diesem anstelle. Schlussendlich ging es auf ein Zweites in die Westbank, genauer von Tel Aviv nach Jerusalem und dann über die Grenze nach Bethlehem und Umgebung. Ich möchte versuchen euch meinen Trip näher zu bringen, ohne dabei wie ein Lexikon zu klingen, wenn ihr genauere Infos haben wollt fragt mich einfach, ich hab immer ein offenes Ohr!;)

Wie schon gesagt, es ging also in die Westbanks, ein Ausflug der auch für mich, nach sechs Monaten in Israel, ein Abenteuer ist. Es ist wirklich nocheinmal eine ganz andere Welt. Um in die Westbank bzw. nach Palästina zu gelangen, muss man einen der Grenzübergänge benutzen, wir sind dazu von Jerusalem mit einem Bus zum Checkpoint (Grenzübergang) gefahren, und von dort mussten wir mit einem Taxi weiterfahren. Das ganz hört sich eifnach an und es ist prinzipiell auch einfach, jedenfalls bis zu dem Punkt an dem man den ersten Schritt in die Westbank setzt. Ab diesem Zeitpunkt gibt es eine Regel die man beachten muss beim Reisen durch die Westbank: Handeln bei jeder Kleinigkeit.

Als wir die Rampe auf der anderen Seite der acht (!) Meter hohen neuen Grenzmauer runtergelaufen sind, wurden wir wie an Weihnachten von ungefähr 15 Taxifahrern begrüßt die uns durch die Westbank kutschieren wollten. Natürlich für einen horenden Preis. Nach einer halben Stunde diskussion hatten wir einen akzeptablen Preis 'erhandelt' und sind mit dem Taxi zu den Solomon Pools gefahren. Dort angekommen wurden unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt, es war relativ enttäuschend. Die Solomon Quellen oder Becken waren über einen unterirdischen Tunnel mit Jerusalem verbudnen und dienten zur Wasserversorgung zu Zeiten König Solomons. Im Grunde sind es drei große Schwimmbecken.

Vllt. fragt ihr euch warum es enttäuschend war, hier drei Gründe: Müll, Zäune, Kein Wasser. Die drei Becken waren jeweils mit einem hohen, hässlichen Maschendrahtzaun umzäunt und weil das noch nicht genug war lag eine Menge müll von wahrscheinlich nächtlichen Grillparties und Gelagen rum. Und als drittes Manko sind die Becken zu dieser Zeit nicht gefüllt, wann diese Wasser beinhalten konnte man uns auch nicht sagen. Der Lonely Planet sagt "Spectacular even when it's empty" - Leider eine Lüge in meinen Augen.

Wir haben uns natürlich trotzdem alles angesehen und ich muss dazu sagen das der Ausblick über die Westbank wirklich schön war. Natürlich habe ich die Fotos für euch bereitgestellt:)
Während wir uns alles angesehen haben ist ein Mann der Palästinensischen Security dauernd bei uns gewesen und hat jeden Schritt bewacht den wir gemacht haben. Interessant war jedoch, dass wir uns direkt in der Westbank befanden und nicht an einem Touristischen Ort. Neben den Becken haben kleine Kinder Fussball gespielt, in einem Vorgarten saß eine Mutter mit ihren vier Kindern, etwas weiter oben Stand eine weitere Frau in Burka gekleidet am Straßenrand neben einer Laterne und direkt gegenüber von den Becken hatten sich zwei Polizisten eine alte verostete, blechernde Tonne geschnappt und zwei hocker organisiert und haben Karten gespielt. Zu 'bewachen' galt der sich momentan in einer Renovierungsphase befindliche "Convention Palace of Palastine". Ein in meinen Augen wunderschönes Gebäude. Wir haben natürlich daraufhin den Wachmann, der ja "glücklicherweise" immer einen Meter hinter uns war und uns voran getrieben hat, gefragt ob er uns Eintritt gewähren kann. Daraufhin hat er sein Handy gezückt, ein Telefonat geführt und uns gesagt das es OK wäre. wenn wir in diesen völlig ausgestorbenen Gebäudekomplex gehen. Natürlich wieder inkl. des Wachmanns. Nachdem wir uns auch diesen angesehen haben, haben wir uns zurück zum Taxi bewegt das auf uns gewartet hat und sind in die Innenstadt Bethlehems gefahren um etwas essbares zu finden.

Der Taxifahrer mit dem wir zu dem Solomon Becken gefahren sind und zurück nach Bethlehem war darauf erpicht uns weiter durch Bethlehem zu kutschieren und wollte deswegen auch nicht das wir bezahlen, sondern das wir nach unserem Besuch der Altstadt Bethlehems weiter mit ihm fahren. Wir wollten ihn eigentlich loswerden und haben ihm gefühlte 20 mal gesagt, dass er uns nach Bethlehem fahren soll, wir ihm das Geld geben und ihn anrufen, falls wir ihn noch benötigen. Als Antwort bekamen wir folgendes in nahezu perfektem Englisch (ähm.) "Why my friend? Why? Come on. I promise you my friend. There is no business today. I make you special price. Tell me. Tell me how much time do you need? Take yoour time, I wait here. You want to drink coffee with me, come on, i invite you!"
Da wir keine Lust mehr hatten mit ihm zu diskutieren haben wir uns auf den Kaffee eingelassen und sind mit ihm zu seiner Cousine in Bethlehem die - wer hätte das gedacht - ein Geschäft für Souveniers besitzt. Das war dann der Haken an den ich die ganze Zeit gedacht habe, ich muss dazu sagen das der Arabische Kaffee den wir dort bekommen haben allerdings nicht schlecht geschmeckt hat... Unseren Preis haben wir letztenendes dennoch gezahlt. Naja, was tut man nicht alles.

Als wir etwas gegessen hatten, haben wir uns entschieden noch zum Herodion Palast, etwas entfernt von Bethlehem zu fahren, natürlich mit unserem gefühlt "fast-verwandten Taxifahrer" ... ;)

"Das Herodium oder Herodion ist eine von Herodes dem Großen (74-4 v. Chr.) in der Zeit 24-12v. Chr. errichtete Festungs- und Palastanlage, zwölf Kilometer südlich von Jerusalem im heutigen Westjordanland gelegen.
Der Berg hat die charakteristische Form eines Kegelstumpfes, dessen Durchmesser 64 m beträgt, das obere Plateau liegt auf einer Höhe von 758 m ü.d.M. Herodes erhöhte dazu einen vorhandenen Hügel um ca. ein Drittel. Danach überragte dieser die umgebenden Anhöhen deutlich, war von Jerusalem aus gut sichtbar und bot Ausblicke bis nach Bethlehem." Wikipedia.
Mit dem Taxi ging es also aus Bethlehem raus, durch ärmliche Viertel, steile Strassen, Slums, kleinen Steinhütten, Mülldeponien, Bauruinen, zerstörten Gebäuden, Atemberaubenden Schluchten und Tälern. Auf dem Parkplatz unterhalb des Berges haben wir uns zu Fuß zum Gipfel aufgemacht...

18.02.2011 - Westbank - Bethlehem und Umgebung


....eine Stunde später ging es schon wieder zurück zum Checkpoint. Ab da hieß es zurück nach Ramat HaSharon bevor der Shabbat beginnt und kein Bus mehr fährt.
Ich habe euch deswegen nicht erzählt was ich auf dem Gipfel erlebt habe, weil ich finde das Fotos das ganze besser beschreiben können! Mit diesen Sätzen will ich meinen kleinen Eintrag auch wieder enden lassen und hoffe das es euch allen gut geht!

Schöne Grüße aus dem Nahen Osten!;)

Samstag, 12. Februar 2011

Besser spät als nie..

...oder auch Yom Kippur genannt. Ich muss sagen das dieser Blogeintrag wirklich sehr(!) spät kommt.
Besagter Tag war der 7. Oktober 2010. Ein Feiertag. Genauer gesagt, ein jüdischer Feiertag. Um das ganze auf den Punkt zu bringen: Einer der schönsten Feiertage bisher!

An Yom Kippur ist es der Israelischen Bevölkerung untersagt Autos zu benutzen bzw. zu arbeiten. Kurz gesagt, das Land steht still! Vielleicht erinnert ihr euch an das Stillleben auf der A40. Falls ihr davon etwas mitbekommen habt, oder sogar dabei gewesen seid könnt ihr euch vorstellen wie eindrucksvoll es ist wenn ein ganzes Land still steht. Ich persönlich habe soetwas noch nie erlebt. Gerade in unserer stürmischen Zeit gibt es Momente in denen einmal alles still steht viel zu selten.

Ich fasse mich kurz und möchte euch jetzt einfach mal ein paar Fotos zeigen.
Ehe ich es vergesse! Weitere Fotos von anderen Erlebnissen während meines FFDs findet ihr entweder so wie in diesem Eintrag direkt im Anschluss oder aber ganz unten als ersten Blogeintrag!:)

Mit diesen Worten möchte ich mich auch wieder verabschieden.

Bis bald!
Shabbat Shalom!


07.10.2010 - Yom Kippur

Freitag, 11. Februar 2011

Und wieder einmal Freitag

Ich wusste ja bereits vorher das Israel nicht unbedingt das größte Land der Erde ist, ich muss allerdings zugeben das ich immer wieder überrascht bin wie viel man auf einer gerade mal halbtägigen, kleinen "Reise" alles entdecken kann.

Mein Trip begann heute in der früh um 5:20 Uhr als mein Wecker mich liebevoll aus meinen Träumen riss, um mir klar zu machen das ich mein Tagesziel erreichen muss. Eventuell fragt ihr euch was mein Tagesziel ist? Wo will ich hin? Was hab ich vor?

Um ehrlich zu sein wusste ich dies zu dem Zeitpunkt auch noch nicht so recht, das hatte zur Folge das ich mir den Lonely Planet vor die Brust genommen hab und mich letztenendes für die Küstenstadt Caesarea Martima nördlich von Tel Aviv entschlossen hab.

"Caesarea Maritima wurde wie einige andere Städte, z. B. Caesarea Philippi, zur Zeit der römischen Herrschaft gegründet und zu Ehren der römischen Kaiser Caesarea genannt. Zur Unterscheidung erhielt der Ort den Namenszusatz Maritima, was auf die Lage am Mittelmeer verweist."


Nur mit den Informationen meines Reiseführers und ohne zu wissen was mich an meinem Ziel erwartet steige ich also noch bei Dämmerung in den Bus und mache mich auf den Weg. Jetzt wieder zu Hause, habe ich diese Fotos für euch. Ich denke diese sagen mehr als alles andere!
11.02.2011 - Caesarea

Dienstag, 8. Februar 2011

Wohnort..

..oder besser, neue Heimat! Vielleicht habt ihr euch mal gefragt wo ich wohne. Ein paar Kleinigkeiten hab ich ja schon in meinem ersten Rundbrief veröffentlicht. Aber Fotos hab ich euch noch keine gezeigt. Nachdem ich endlich wieder stolzer Besitzer einer - und jetzt haltet euch fest - Kamera bin (Jaha..), kann ich euch nun auch einmal Fotos von meinem neuen zu Hause präsentieren. Und natürlich folgen auch weitere!

Allerliebste Grüße aus dem 20 Grad warmen Tel Aviv!

08.02.2011 - Ramat HaSharon

Fotos?

Dieser Max redet immer von Fotos? Wo sind diese Fotos? Wo kann ich sie finden?
Falls ihr euch das mal gefragt habt; hier die Antwort!

Die Fotos befinden sich ganz unten im ersten Beitrag!

Samstag, 18. Dezember 2010

Haifa "The most wonderful city in Israel...

...you have to come back to Haifa!"


So hieß es. Bevor ich allerdings näher darauf eingehe möchte ich euch erst einmal sonnige Grüße aus meiner neuen Heimat schicken! Ich hoffe es geht euch genauso gut wie mir!

In den letzten Tagen ist sehr viel passiert und ich möchte euch einen kleinen Einblick verschaffen. Wir hatten bis gestern ein Seminar über Kunst und Kultur Israels in Haifa, einer Hafenstadt im Norden Israels. Wahrscheinlich kennt ihr seit den letzten Wochen Haifa sehr gut. Es war, soweit ich das mitbekommen hab, beinah täglich in den Nachrichten - "The biggest fire in the History of Israel" - Jerusalem Post.
Dies aber ist Geschichte und das ist nicht der Grund warum ich diesen Eintrag mache!

Die Seminarleitung hatte sich zur Aufgabe gemacht den Voluntären in Israel die Kunst und Kultur, sowie die Verständigung von Arabern und Israelis näher zu bringen.
Zu diesem Zweck durften wir uns am ersten Tag des Seminars interessante Vorträge, z.B. über die Arabische Kultur oder die Kunst in Israel anhören und uns informieren. Zudem hatten wir Besuch von einem Überlebenden der Shoa - Ein wirklich interessanter Mensch und gleichzeitig ein Berühmter Künstler, welcher Bilder für Museen auf der ganzen Welt zeichnet und ausstellt. Dieser hatte uns mit Hilfe von Bildern seine Lebensgeschichte während dem 2. Weltkrieg nahegelegt. Ihm zuzuhören war erdrückend jedoch schön zugleich, weil es eine wichtige Bereicherung war.
Da diese Person mein persönliches Highlight war möchte ich kurz seinen Lebensweg während dem Krieg schildern.

Geboren wurde er in einem kleinen Dorf in der Ukraine, welches nicht auf einer Landkarte zufinden ist, als die Nazis kamen wurde er mit dem Zug ins Warschauer Ghetto (Polen) deportiert und wochen später weiter nach Auschwitz (Polen). Dort blieb er ebenfalls "nur" ein paar Wochen, als es für ihn weiter nach Buchenwald (Deutschland) ging. In Buchenwald blieb er ein bis zwei Monate, bevor er weiter nach Magdeburg deportiert wurde. Dort musste er 8 1/2 Monate unter unvorstellbaren Zuständen arbeiten, bevor er dann kurz vor Kriegsende wieder nach Buchenwald transportiert wurde, und dort auf die Befreiung durch die Amerikaner gewartet hat.
Die einzelnen Stationen hat er mit Hilfe seiner Zeichnungen uns näher gebracht, ich denke ich muss nicht ins Detail gehen.

Nach dem Abendbrot, welches überaus deutschen Charakter hatte, hatten wir eine Israelische Tanzlehrerin zu Besuch, welche uns Israelische Volkstänze beibringen wollte.

Jene Art Tanz hat leider sehr stark den Chrakter einer Motivationsveranstaltung für demotivierte Mitarbeiter in einer großen Firma! Und mal unter uns, Motivation? Die brauchen wir nicht!:D Es war natürlich trotzdem spaßig.

Abends sind wir mit einer Israelischen Klasse die auch ein Seminar im Beit Rutenberg hatte, etwas trinken gegangen. Waren alles in allem eine lustige Truppe (ca. 40), wenn man bedenkt das man deutsche auf 30 km Entfernung unter Israelis erkennen kann.

Am nächsten Morgen waren wir alle etwas Müde, was uns aber nicht daran gehindert hat nach dem Frühstück mit dem Reisebus nach En Hod, einem Künstlerviertel nahe Haifa zu fahren, welches auch im Carmelgebirge liegt. Ja, genau, ihr habt Recht - Da wo das Feuer war!
Es war wirklich beeindruckend und erschreckend was die Flammen in dem National Park angerichtet haben und auch in En Hod hat es 12 Künstler getroffen, deren Häuser abgerbannt sind. Durch den Wind ist das Feuer teilweise mehrere 50 Meter gesprungen.

Das alles ist uns aber nichts angegangen und wir sind 'Fotos-schießend' durch En Hod gelaufen, während uns unser Guide interessante Infos zu dem Viertel gegeben hat.
Ein Wort zu diesem Ort - Wunderschön!

Im Anschluss der Besichtigung von En Hod sind wir nach Castra gefahren einer Shoppingmall für Kunst, wirklich sehr interessant und ein schöner Kontrast zu den "normalen" Kapitalpalästen - leider sehr schwach besucht. Dort haben wir sehr lecker zu Mittag gegessen.
Danach sind wir ins Beit Ha Gefen gefahren (Zur Info - Beit ist Hebräisch und bedeutet Haus), dieses Haus dient der besseren Verständigung zwischen Juden und Arabern, quasi ein Haus der Begegnung.

Im Anschluss danach hat uns eine Frau, die in diesem Haus arbeitet, durch die Straßen nahe dem Haus geführt und uns Street Art gezeigt. Und an diesem Punkt möchte ich zu dem Titel des Blogeintrags zurückkommen, diese Frau hat uns während der einstündigen Führung ungefähr 100 mal versichert wie wundervoll Haifa ist.

"You know, this City is the most beautiful City in Israel! No wait, its one of the most beautiful Citys in the World, you have to come back, really you have to!"

Es war wie eine Reisewerbung - interessant aber es hatte immer diesen Beigeschmack, aber natürlich, ohne Frage Haifa ist schön, aber nicht die schönste und spannendste Stadt Israels oder gar der ganzen Welt. Wahrscheinlich hört sich diese kleine Anekdote für mich witziger an als für euch!=D

Der restl. Abend war frei und wir sind noch einmal mit den Israelis weggegangen

Das absolute Highlight unseres Seminars waren jedoch die Bahaigärten Haifas, welche wir bei einer kostenlosen englischsprachigen Führung am Freitag genossen haben.

In drei Worten:

"Fantastisch, Atemberaubend, Wunderschön!"

Bilder können in dem Fall mehr beschreiben, und davon habe ich einige, die ich euch zeigen möchte!

Alles in allem ein schönes Seminar mit vielen neuen Eindrücken und neuen Bekanntschaften, wie immer findet ihr die Fotos in Form eines Albums weiter unten, schaut es euch an und staunt!=D

P.S.: Fotos muss ich noch hochladen! Dauert immer ein bisschen mit unserem 'Superinternet'!;)


Beste Grüße aus dem Nahen Osten!

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Erster Rundbrief - Erstes Fazit

Shalom!

Nun ist es also soweit, mein erster Rundbrief nach nunmehr drei Monaten hier in Israel. Ich kann wohl von mir behaupten bis jetzt sehr viel erlebt zu haben.

Zuvor möchte ich euch aber erst einmal erzählen was ich genau mache, wo ich wohne, mit wem ich wohne und wo ich arbeite.

Seit dem 1. September lebe ich in Ramat HaSharon, einem ruhigen Ort nahe Tel Aviv. Angekommen sind wir in der Nacht bei sommerlichen Temperaturen inkl. der bereits angekündigten extrem hohen Luftfeuchtigkeit. Abgeholt wurden wir von einem Taxi das uns allesamt zu unserem Projekt, welches ebenfalls in Ramat HaSharon liegt, gebracht hat. Dort angekommen wurden wir begrüßt und man hat uns der Schicht zugeteilt welche auch unseren Wohnort bestimmt. Mein Apartment befindet sich in Ramat HaSharon und ich lebe dort mit drei anderen deutschen Volontären.

Mein neues Leben hier ist nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen, in Deutschland haben wir viel über den sogenannten Kulturschock geredet. Wenn ich ehrlich bin konnte ich mir das nie so richtig vorstellen. Hier angekommen sieht alles etwas anders aus. Es ist nicht gerade ein Schock, aber ich muss mir eingestehen, dass die Uhren hier anders ticken. Die ersten Eindrücke waren ganz besonders stark: Palmen, Strand, Hitze, andere Menschen, andere Lebensweise, andere Mentalität. Alles in allem eben eine ganz andere Kultur!

Ich arbeite fünf Tage die Woche in der Frühschicht von 7-15 Uhr. Meine Arbeit empfinde ich als große Herausforderung welche mir aber dennoch einen riesen Spaß bereitet. Zu Beginn meiner Schicht arbeite ich zunächst im Haus bzw. dem Schlafbereich der Autisten. Jeder Friend hat sein eigenes Zimmer, im restlichen Hausbereich befinden sich eine Küche und ein geräumiger Wohnraum, in dem ich bis ungefähr halb 9 arbeite. In meinem Haus leben acht Friends (Als Friends bezeichnen wir die Autisten) und meine Aufgabe ist es, sie morgens zu wecken, sie frisch zu machen und sie evtl. zu duschen, da es immer mal passiert dass ein Friend ‚Kaki‘ oder ,Pipi‘ (hebräisch) macht und z.Z. anfängt diese im Zimmer zu verteilen. Nach dem Wecken müssen wir das Essen für die Friends zubereiten. Das Essen verläuft meist relativ ruhig, wobei es normal ist, dass der Tisch ab und zu mal einem Schlachtfeld gleicht, das es zu beseitigen gilt.

Um halb 9 werden die Friends in ihre Gruppen gebracht, wo sie jeweils spezifische Arbeiten verrichten. Ich arbeite in dieser Zeit in der Gartengruppe. Meine Aufgabe in dieser Gruppe ist es, mich mit Hilfe der Friends um das Außengelände zu kümmern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Friends – die Arbeit mit den Friends. Das bedeutet, dass man Geduld mitbringen muss - Geduld ist bei dieser Arbeit das wichtigste. Zunächst beginnt man mit den Friends die Blumen und Pflanzen zu wässern und neue Pflanzen zu pflanzen. Dies hört sich leichter an als es ist, denn wenn ich mit einem Friend aus meiner Gruppe versuche eine Pflanze in die Erde zu setzen, ist dies immer eine Herausforderung. Mal wird die Pflanze einfach kaputt gemacht und ein anderes Mal wird die Erde nach dem Pflanzen nicht um die Pflanze sondern auf die Pflanze geworfen. Und wenn man es geschafft hat, kann es gut sein, dass am nächsten Tag ein Friend die Pflanzen wieder rausgerissen hat weil diese ihm nicht vertraut waren und nicht in sein Ordnungsschema passen. Wenn man Geduld mitbringt kann man jedoch Fortschritte sehen und man merkt, dass die Friends einen immer mehr verstehen und vor allem auch respektieren. Um 10 Uhr gibt es dann ein gemeinsames kleines Essen mit den Friends zusammen, meistens einen Salat und ein kleines Sandwich dazu, welches wir zubereiten. Danach können wir den Rest des Tages bis um 2 Uhr selber gestalten. Meistens gehe ich mit ein paar Friends der Gruppe in den Pool, da sie diesen sehr mögen und immer eine Menge Spaß haben. Es ist natürlich nicht immer einfach in den Gruppen und man wird bei der Arbeit gefordert und auch gebraucht, man muss sehr schnell viel Verantwortung übernehmen und macht mehr oder weniger die Arbeit eines Festangestellten.

Die Gruppenzeit ist um 2 Uhr beendet und die Friends kehren in ihre Häuser zurück wo sie Mittagessen bekommen. Das Mittagessen gestaltet sich nicht so leicht wie es sich anhört. Im Prinzip sind es dieselben Probleme wie beim Frühstück, nur mehr davon. Ein Friend möchte nicht essen, ein anderer fängt an um sich zu schlagen und ein dritter fängt an sich mitten im Wohnbereich auszuziehen. Alles in allem ist aber auch das zu schaffen und nach ein kleinwenig Zeit sitzen auch alle Friends zusammen am Essenstisch.

Nachdem die Friends gegessen und wir alles gespült und aufgeräumt haben, ist mein Tag eigentlich schon fast vorbei und ich ruhe mich die letzten fünf bis zehn Minuten noch ein bisschen aus und esse vielleicht eine Kleinigkeit bevor ich dem Schichtwechsel einen angenehmen Arbeitstag wünsche und das Haus verlasse – Einen schönen Tag! Yom Tov!

Die Arbeit die ich hier verrichte ist eine Arbeit die mir eine Menge Spaß bereitet, neben extremen Situationen merkt man, dass man nach und nach immer näher an die Friends herankommt und ihr Vertrauen gewinnt!

Dies habe ich besonders bei einem speziellen Friend aus meiner Gruppe gemerkt – Yonnie ist sein Name. Als ich in die Gruppe kam, hat man mir gesagt, dass man bei ihm sehr vorsichtig sein und sehr freundlich mit ihm umgehen muss um sich seinen Respekt über einen langen Zeitraum verdienen zu können. Nach gut zwei Monaten hatte ich einen besonderen Moment mit ihm. Wir waren mit unserer Gruppe in der Lobby, in der ein guter Freund, welcher auch im Kfar Ofarim arbeitet, ein kleines „Rockkonzert“ mit seiner e-Gitarre für die Friends veranstaltet hat. Ich saß neben Yonni und war bedacht möglichst nett zu ihm zu sein um ihn nicht zu reizen. Auf einmal schaut er mich an, greift meine Hand und streichelt sie – ein paar Minuten verstreichen und wir verbleiben so. Auf einmal schaut er mich noch eindringlicher an und sagt mir auf Englisch(!) wohlgemerkt: „I love you, i love you too, I’m happy today!“. Ein besonderer Moment, welcher mich sehr glücklich gemacht hat auf eine besondere Art und Weise.

Mit diesen Eindrücken will ich es fürs erste belassen, im Februar erwartet euch der nächste Rundbrief, in dem ich euch dann mehr über das Land und die Kultur erzählen werde!

Grüße aus dem fernen Israel, Max!