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Samstag, 26. Februar 2011

Wunderschönes Chaos

"Even chaos can let you smile and enjoy"


Mit diesem Satz ist mein heutiger Arbeitstag zuende gegangen. Ein Tag wie kein anderer - eben ein Tag umgeben von 72 Autisten! Balagan (hebr. Chaos) vorprogrammiert.

Als wäre das jedoch noch nicht genug plagt das Kfar (hebr. Dorf) momentan eine ganz andere Sorge, der Mangel an verfügbaren Guides. Nach nunmehr ungefähr sechs Monaten sind wir - wir sind die Freiwilligen aus Deutschland - als Arbeitskräfte nicht mehr wegzudenken und man bekommt das Gefühl, das man von Tag zu Tag mehr gebraucht wird. Nunja, so viel zur momentanen Situation.

Ich möchte euch einmal mehr von meinem Tag berichten. Wie gewohnt mache ich mich morgens auf den Weg zur Arbeit, ich fühle mich wie immer, alles ist wie immer, alles ist Alltag. Um kurz vor sieben erreiche ich das große, stählerne Eingangstor. Ich öffne das Vorhängeschloss, mit klirrendem Geräusch entferne ich die Stahlkette die das Tor verschließt, gehe hinein und schließe das Tor hinter mir wieder.

Ab diesem Punkt rede ich ungern von Alltag, bis jetzt war wirklich jeder (!) Tag anders. Man kann sagen, dass man das Kfar mit einem Alltagsgefühl erreicht und dann immer wieder von neuem überrascht wird - und so heute. Daniel, einer der Manager dort, trägt mich in die Liste der anwesenden Guides und sagt mir das ich nicht wie gewohnt in "mein" Haus gehen soll, sondern erst in ein anderes Haus gehen soll, da Guides fehlen und ich dort für 10-15 Minuten aushelfen muss. Alles nichts ungewöhnliches und wie abgesprochen sehe ich mich nach 15 Minuten auf dem Weg zurück in das Haus in dem ich eigentlich arbeite (Chazav=Der Name des Hauses). Um 8:30 bringe ich die Friends von meinem Haus zu ihren Gruppen und gehe kurz darauf in meine Gruppe. Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich in der Genun (hebr. Garten) Gruppe arbeite.

Dort angekommen sehe ich, dass eine Frau mit einem der Manager bei meiner Gruppe steht und er ihr dies und das erklärt, ich komme also dazu und mir wird gesagt, dass die Person vor mir überlegt hier anzufangen zu arbeiten und ich ihr doch bitte die Gruppe zeigen solle. Zusätzlich dazu wird mir gesagt, das zu wenig Guides (Oh Wunder.) da wären und deshalb eine andere Gruppe mit meiner zusammengelegt wird. Da das Wetter nach israelischem Empfinden nicht sehr gut ist (Windig, 20Grad.), können wir nicht raus und ich muss spontan umdisponieren. Ich entscheide mich dann letztenendes dafür, das es doch keine schlechte Idee wäre ein wenig mit den Friends zu Töpfern, da ich dies noch nie gemacht hatte und die Friends vielleicht Spaß daran haben könnten. Es war wirklich schön zu sehen wie meine Gruppe sich daran versucht hat Töpfe und andere Kleinigkeiten zu Töpfern.

Zwei Stunden später versucht das ganze Kfar mit Kreativität den Mangel an Guides zu verstecken. Wir trommeln alle zusammen und veranstalten in der Lobby des Hauses eine Party, stellen Stühle und Sessel auf, Jan Steindl ein wirklich guter Pianospieler organisiert ein Klavier, Steven begleitet ihn mit der Gitarre und wir, der Rest, 'bespaßen' die Friends. Es wird getanzt und gelacht und versucht auch die letzten Friends animieren sich zu bewegen. Im Anschluss daran, gegen zwölf Uhr, kommt ein Projekt von Außerhalb ins Kfar und baut in der Sporthalle Stationen auf wo allemöglichen Tiere vorgestellt werden. Ich habe dort wirklich exotische Tiere gesehen: Papagaien, mir unbekannte Arten von Mäusen und Hamstern, farbenprächtige Wellensittiche und andere Tiere dessen Namen ich nicht rausfinden konnte. Die Leute die diese Tiere mitgebracht haben, haben ebenfalls Labyrinthe und andere Dinge mitgebracht. Ich war wirklich sehr überrascht und es hat ne Menge Spaß gemacht zu sehen wie die Friends bei den einzelnen Stationen teilweise aufgeblüht sind und mitgemacht haben. Leider ging die Zeit relativ schnell vorbei und wir mussten die Friends wieder zurück in ihre Häuser bringen.

Kurz zuvor saß ich noch mit Daniel zusammen in der Lobby auf zwei Stühlen um kurz etwas zu entspannen. Ein äußerst eindrucksvoller Tag, trotz all dem Chaos. Daniel sagte nachdem er auf den Stuhl gesackt ist nur: "Even chaos can let you smile, right?". Ich kann ihm nur zustimmen, ein Tag wie kein anderer, durcheinander, spontan, kreativ manche würden vielleicht eher sagen das die Not erfinderisch macht. Und Irgendwie stimmt es doch auch. Die Friends brauchen ihren Tag, ihre Arbeit. Diese brauchen sie immer und sie richten sich nicht nach einem Guidemangel oder ähnlichem. Als der Tag geschafft war, war ich zwar erschöpft jedoch auch glücklich weil ich bei vielen Friends die Freude spüren konnte über das eine oder andere.

Shabbat Shalom! ;)

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